68-jährige Fußball-Legende fördert Talent des 1. FC Lok
Leipzig. Mit 66 Jahren fängt das Leben bekanntermaßen erst an. Und mit geschmeidigen 68 geht es fluffig und sportlich weiter. Siehe Bernd Kasper. Der gebürtige Karl-Marx-Städter blickt auf eine bewegte und bewegende Karriere als Fußballer, Trainer, Funktionär und Betreuer, feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges (!) Jubiläum als Übungsleiter. "Ich liebe den Fußball", sagt der Wahl-Leipziger, "und daran wird sich auch nichts mehr ändern."
Die großen Räder hat er früher bei Chemie Leipzig und dem 1. FC Lok gedreht, spielte Oberliga, trainierte spätere Größen wie Nationaltorhüter René Adler, RB-Keeper Erik Domaschke, die Mittelfeldspieler Maximilian Watzke und Dirk Havel sowie die Leutzscher Legende Hans Leitzke. Der heute 53-Jährige hat seine Karriere als Trainer auf Eis gelegt, ist neuerdings Abrissunternehmer. Leitzke erinnert sich gut an seinen Jugendcoach. "Er war kein Zuchtmeister und nie laut, aber wir hatten trotzdem einen riesigen Respekt vor ihm. Es gab unangenehmere Trainer."
Seit drei Jahren befindet sich Kasper (studierter Sportlehrer und A-Lizenz-Trainer) im Unruhestand, macht sich als fleißiger Helfer im Nachwuchs des 1. FC Lok verdient und unentbehrlich. "Ich habe ein Auge für Talente", sagt der früher Leiter des Lok-Leistungszentrums, der anno 1984 von Lok-Boss Peter Gießner nach Probstheida gelockt wurde. Kaspers aktuelles Vorzeigetalent in der F-Jugend der Blau-Gelben ist Bixente Barylla. Der sechsjährige Filius ist familiär "vorbelastet", musste sozusagen Sportler werden.
Die Mama ist die bekannte Ex-Dreispringerin Angela Barylla (Lebensgefährte ist Sprint-Bundestrainer Ronald Stein). Bixentes Onkel André stammt aus dem Nachwuchs des 1. FC Lok, wurde U18-Europameister, absolvierte ab 1988 30 DDR-Oberligaspiele für Lok und Wismut Aue. Auf internationaler Ebene war er für die Leipziger gegen den FC Aarau und den SSC Neapel im Einsatz.
Ob Jung-Bixente mal so gut werden wird, wie der frühere Bayern-Star Bixente Lizarazu? Experte Kasper: "Auf jeden Fall ist der Junge schon weiter als andere Sechsjährige. Er kann mit beiden Füßen schießen und kommt gerne ins Training. Das sind gute Voraussetzungen, um mal etwas im Fußball zu erreichen."
Kasper ist ein Blau-Gelber und ein Grün-Weißer in seltener Personalunion, hat auch keine Berührungsängste zu den Rasenballern. RB Leipzig? "Die spielen bald Bundesliga." Lok? "Die Rückkehr in den bezahlten Fußball wäre ein Traum. Aber ohne Geld geht es nicht."
Guido Schäfer