1. FC Lok trotzt Oberliga-Spitzenreiter RB II vor 4927 Zuschauern im Plache-Stadion ein verdientes 1:1 ab
Leipzig. Auf dem Platz ging's heftig zur Sache, beim Ergebnis taten sich beide nicht weh: Lok und RB II trennten sich im Oberliga-Derby schiedlich-friedlich 1:1 (0:0). Und so feierten die 4927 Zuschauer gestern im Plache-Stadion ihre Mannschaften - die knapp 500 Bullen-Fans den weiter ungeschlagenen Spitzenreiter, die Probstheidaer Anhänger ihre leidenschaftlich fightende Truppe, die nach der Führung durch Ramon Hofmann (52.) sogar den Sieg vor Augen hatte, aber noch den Ausgleich durch Alexander Siebeck (65.) kassierte.
Heiko Scholz war trotzdem zufrieden. "Tolle Kulisse, geiles Spiel, ein Hauch von Profi-Fußball", schwärmte der Lok-Trainer, "meine Jungs haben taktisch diszipliniert gearbeitet und abgerufen, was sie können. Darauf sollten wir stolz sein, das gibt Mut weiterzumachen."
Auch Tribünengast Uli Thomale, 69, zeigte sich angetan von der "fantastischen Stimmung". Die Trainer-Legende hatte Lok (mit Scholz im Team) 1987 ins EC-Finale geführt. Thomale war zur "moralischen Unterstützung" gekommen: "Hier sind engagierte Leute am Werk, die es ehrlich meinen. Ich hoffe, dass wir bald in der Regionalliga sind."
Dafür müsste Rang zwei und etwas Glück her, denn die Meisterschaft dürfte für die bärenstarke U23 der Rasenballer mit ihren unbegrenzten personellen Möglichkeiten reserviert sein. Gestern spendierte Alexander Zorniger der Bullen-Reserve neben den schon gewohnten Federico Palacios und Tom Nattermann drei weitere Akteure aus dem Zweitliga-Kader: Keeper Thomas Dähne sowie die Verteidiger Lukas Klostermann und Mikko Sumusalo.
Die Gäste dominierten zunächst klar, ließen Lok mit aggressivem Pressing, hohem Tempo und technischer Klasse kaum Luft. Doch Nattermann (19.) und Palacios (25.) vergaben. Lok biss sich dann in die Partie, erzwang Gleichwertigkeit, kam zu dicken Gelegenheiten. Djamal Ziane scheiterte nach feinem Zuspiel von Hofmann (28.) an Dähne ("War schwer, der Keeper lag direkt vor mir") und legte sich zwei Minuten später völlig frei den Ball zu weit vor.
Aber es war auch Ziane, der nach der Pause einem scheinbar aussichtslosen Steilpass nachjagte, Klostermann und Dähne düpierte, dann mustergültig zu Hofmann ablegte, der die Kugel ins Netz stocherte. "Irgendwie habe ich das Ding rein gegrätscht, für den Verein und die Fans", erklärte der Schütze, "bei mir überwiegt die Enttäuschung, dass dieses Tor nicht gereicht hat."
Doch der Ausgleich war verdient, RB drehte noch mal auf. Glück für Lok, dass Julien Latendresse gegen den allein vor ihm auftauchenden Palacios rettete (60.), dass auch Nattermann (64.) die Nerven versagten. Gegen Siebecks Flachschuss war schließlich kein Kraut gewachsen. "Wir haben manchmal die Zügel etwas schleifen lassen, den Rückstand aber gut ausgebügelt", meinte Gäste-Coach Tino Vogel: "Ich denke, mit dem Remis können alle leben." Stimmt.
Steffen Enigk