Leipzig. Große Worte sind nicht sein Ding. Sebastian Dräger ist eher ein leiser Typ, und so spielt er auch. Unauffällig, aber sehr effektiv verrichtet er als Abräumer vor der Abwehr die Drecksarbeit im Mittelfeld, grätscht, fightet, erobert Bälle. Gewürdigt wird das selten. Ganz anders am Sonnabend: 1659 Zuschauer im Plache-Stadion feierten den stillen Helden lautstark für sein Siegtor zum 2:1 (2:1) gegen die Jenaer Oberliga-Reserve. Der 24-Jährige hatte nach Kopfball-Verlängerung von Kapitän Markus Krug eiskalt eingeschoben (43.).
"Es wurde auch Zeit", kommentierte Dräger seinen ersten Treffer für Lok überhaupt, "ich bin ja schon das zweite Jahr hier, früher in Halle habe ich pro Saison immer vier, fünf Stück gemacht." Jetzt also die Premiere, die er mit Komplimenten ans Team verband: "Alle haben sehr aggressiv gespielt."
In der Tat wirkten die Probstheidaer gegenüber dem Cottbus-2:3 wie verwandelt, zeigten erfrischen Offensivfußball mit schönen Kombinationen, dominierten deutlich und besaßen Chancen in Hülle und Fülle. Die dicksten: Djamal Ziane, dem zuvor ein klarer Elfmeter verweigert wurde, scheiterte ebenso frei am Gäste-Keeper wie Gianluca Marzullo. Erst Ramon Hofmann erlöste seine Mannschaft, nutzte ein Jenaer Missverständnis zur Führung (30.). Dann jedoch bestrafte Arne Reetz den einzigen Fehler der Leipziger Deckung fast postwendend mit dem Ausgleich (34.).
Lok schüttelte das ab, knickte diesmal nicht ein, setzte weiter auf spielerische Lösungen und hatte Erfolg. Dass Dräger im Duett der Defensivkräfte mit Krug traf, war kein Zufall. Die Verteidiger schalteten sich oft die Angriffe ein, sorgten für Überraschungsmomente.
Einziger Vorwurf an die Gastgeber: Sie hätten die Partie früher entscheiden müssen. Halbzeit zwei begann mit einer verblüffenden Freistoß-Variante über den starken Sebastian Zielinsky, aber Damian Paszlinski (auch er ist Abwehrmann) bugsierte dessen Hereingabe aus zwei Metern neben den Kasten. Und als Marzullo im Strafraum gelegt wurde, versagten Außenverteidiger Marcel Trojandt beim Elfmeter (52.) die Nerven - Pfosten statt des längst überfälligen 3:1.
So musste Lok in der Schlussphase noch um den hoch verdienten Dreier zittern. "Mit der Leistung bin ich zufrieden, mit der Chancenverwertung nicht", erklärte Trainer Heiko Scholz. "Im Abschluss müssen wir konsequenter werden", räumte auch Marzullo ein. Dräger aber war der Mann des Tages. Er hätte mit einem 25-Meter-Knaller fast noch seinen zweiten Treffer erzielt.
Steffen Enigk
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