Leipzig. "Solange wir keinen strategischen Hauptsponsor haben, bleibt die finanzielle Lage angespannt", sagt Jens Kesseler, "die Sanierung wird noch zwei Jahre dauern." Exakte Zahlen will der Lok-Schatzmeister erst bei der heutigen Mitgliederversammlung des Fußball-Oberligisten (18 Uhr, "Pavillon der Hoffnung", Alte Messe) nennen. "Aber wir konnten kurzfristige Verbindlichkeiten in langfristige umwandeln, das hat uns Luft verschafft", verrät Kesseler vorab.
Doch um den Traditionsverein wieder in höhere Sphären zu führen - bis 2020 will Lok in der dritten Liga sein - brauchen die Probstheidaer neue, moderne, professionelle Strukturen. Deshalb sollen die Mitglieder heute die Ausgliederung der ersten Mannschaft ab dem 1. Juli 2015 in die bereits bestehende Marketing & Merchandising GmbH des 1. FC Lok beschließen. Diese wird dann in Spielbetriebs-GmbH umbenannt, steuert die gesamten wirtschaftlichen Belange (bezahlter Fußball, Sponsoring, Catering, Verwaltung, Rechnungswesen) und soll von einem hauptamtlichen Geschäftsführer geleitet werden, der das ehrenamtliche Präsidium entlastet und teilweise aus der Haftung nimmt.
"Schlankes und effektives Management ist auch ein ganz wichtiger Punkt für mögliche Investoren", weiß Kesseler. Die könnten vom Verein, der vorerst hundertprozentiger GmbH-Gesellschafter ist, über strategische Partnerschaften bis zu 49 Prozent der Anteile erwerben.
Präsident Heiko Spauke erwartet eine kontroverse Diskussion, ist aber überzeugt, von den Mitgliedern die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit für die Struktur-Reform zu bekommen. "Es geht ja nicht darum, den 1. FC Lok zu verschachern, sondern wir wollen und müssen die Weichen für die Zukunft stellen", sagt Spauke, "das ist sicher ein Spagat, aber die Vorteile überwiegen, und die Rechte der Mitglieder bleiben über den Gesellschafter-Vertrag erhalten."
Konkret: Sollen 15 oder mehr Prozent der Anteile verkauft werden, muss die Mitgliederversammlung zustimmen. Zudem wird auch ein gewählter Vertreter der Basis zum fünfköpfigen Aufsichtsrat der GmbH gehören und über alle Pläne und Entwicklungen informiert sein.
Ebenfalls wichtig: Die GmbH wird leichter als der Klub an Kredite kommen. Durch die auch steuerliche Abkopplung des gemeinnützigen Teils des Vereins ist zudem der Nachwuchs geschützt. "Wir müssen aus der Vergangenheit lernen. Es darf nie wieder passieren, dass eine wirtschaftliche Notlage die Existenz des gesamten 1. FC Lok gefährdet", erklärt Spauke. Heißt: Der Verein würde selbst eine Insolvenz der GmbH überleben, könnte mit den Jugendteams und dem Spielrecht der "Zweiten" weitermachen.
Die Oberliga-Mannschaft wird übrigens nicht an der Mitgliederversammlung teilnehmen, soll sich auf das Sonnabend-Heimspiel gegen den VfL Halle (15 Uhr, Plache-Stadion) vorbereiten. Trainer Heiko Scholz kann sich so heute Abend in Sandersdorf den nächsten Kontrahenten Eisenach anschauen. Der ist Tabellenzweiter - auf diesen Rang will auch Lok. "Wir dürfen bis zur Winterpause keine Punkte mehr verlieren", betont Scholz. Denn das Saisonziel heißt weiterhin Regionalliga-Aufstieg. Es wäre der perfekte Start für die neue GmbH.
Steffen Enigk
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