Leipzig. Fußball-Probstheida versinkt im Oberliga-Mittelmaß. Der 1. FC Lok hat sich mit der 0:1 (0:0)-Niederlage gegen den VfL Halle vorerst aus dem Kampf um die Aufstiegsplätze verabschiedet. Die Mannschaft erntete nach ihrem blutleeren Auftritt Pfiffe der 1936 Fans im Plache-Stadion, Trainer Heiko Scholz wirkte desillusioniert. "Ich möchte nichts schönreden", sagte der Coach, kündigte eine knallharte Aussprache an und räumte erstmals ein, dass schlicht die Qualität fehlt: "Von einigen war das viel zu wenig, wir müssen jetzt schauen, wer noch mit dem Herzen dabei ist und werden in der Winterpause reagieren."
Offensiv-Glanz verbreitete am Sonnabend nur ein Tribünengast. Ulf Kirsten, 48, einer der besten deutschen Stürmer aller Zeiten, hatte seinem Kumpel Scholz, 48, einen Besuch abgestattet - und sah in der ersten Halbzeit trotz optischer Überlegenheit keine klare Lok-Chance. "Wir hätten zur Pause alle auswechseln können", giftete Lok-Kapitän Markus Krug. Nach dem Wechsel machten die Leipziger 15 Minuten lang Druck, zeigten zumindest spielerische Ansätze und etwas mehr Feuer, hatten zweimal die Führung auf dem Fuß. Doch Sebastian Zielinsky scheiterte frei am Gäste-Torwart, Carlos Brinsa jagte die Kugel aus bester Position über den Kasten.
Dann wieder das alte Bild: ideenloses Gekicke, Fehlpässe und erschreckende Ballverluste in Serie. Die zunächst aufs Zerstören orientierten, taktisch disziplinierten Hallenser kamen so zu Kontern, nutzten dabei ihre Vorteile bei Technik und Schnelligkeit. Einmal rettete Keeper Julien Latendresse, einmal die Latte.
Sieben Minuten vor Schluss, als vieles auf eine Nullnummer hindeutete, musste Brinsa verletzt raus. Lok, das schon dreimal gewechselt hatte, geriet in Unterzahl und lief trotzdem ins offene Messer. Letzter Konter Halle, Patzer in der Deckung, 0:1 durch Steve Braun (89.). "Ein Genickschlag, ein dummes Gegentor", gestand Abwehrchef Krug, "ich hatte eigentlich gedacht, dass wir unsere konditionelle Überlegenheit ausspielen können." Doch auch davon war am Sonnabend nichts zu spüren.
Nun herrscht Katerstimmung. Bedenklich: Neun der bisher zwölf Saisonpartien trug Lok im eigenen Stadion aus, gewann nur vier. In der Rückrunde warten mehrheitlich Auswärts-Aufgaben. Heißt auch: Es wird deutlich weniger Zuschauer-Einnahmen für den chronisch klammen Verein geben, erst recht, wenn das Team nicht vorn mitmischt. "Diese Niederlage macht es in jeder Hinsicht schwieriger für uns", weiß Schatzmeister Jens Kesseler, der am Abend zuvor noch hoch zufrieden war. Die Mitglieder hatten der Ausgliederung der ersten Mannschaft zum 1. Juli 2015 in eine Spielbetriebs-GmbH zugestimmt. Professionelle Strukturen sind zwar eine Chance, aber keine Garantie für den Einstieg von Investoren. Die wollen alles andere als sportliches Mittelmaß.
Steffen Enigk