FC Eisenach verblüfft bisher in jeder Hinsicht
Eisenach/Leipzig. Die Lok-Anhänger sind sauer. Der bereits gebuchte Fan-Bus nach Eisenach musste mangels Nachfrage storniert werden. Dabei braucht das Team gerade morgen beim Oberliga-Zweiten (13.30 Uhr) Unterstützung. Der schwache Auftritt vom Heim-0:1 gegen Halle hat auch Trainer Heiko Scholz, 48, geärgert. "Natürlich bin ich unzufrieden, Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander, aber von einer Krise würde ich noch nicht sprechen", sagt der Coach. Allerdings weiß er: "Wenn wir auch in Eisenach verlieren, wird der Rückstand kaum noch aufzuholen sein." Dann wäre die Krise da.
Nur ein Sieg hilft Lok, hilft Scholz. Er hat seine Jungs heftig kritisiert, personelle Alternativen besitzt er nicht, zumal Dustin Scheibe (Schulterverletzung, Hinrunde beendet) und Carlos Brinsa (Oberschenkelzerrung) ausfallen.
Aufsteiger FC Eisenach ist das Sensations-Team der Liga und im gesamten Jahr 2014 zu Hause ungeschlagen. "Das soll so bleiben", erklärt Erfolgs-Trainer Daniel Reich, 38, der mit einer Rekordkulisse rechnet: "Aber Lok ist für mich immer noch ein Aufstiegs-Favorit, hat gute Leute und eine klasse Abwehr. Und angeschlagene Gegner sind gefährlich."
Reichs Eisenacher verblüfften bisher in jeder Hinsicht. Auch negativ. Zuletzt gab es ein 2:6 in Sandersdorf mit voller Kapelle, davor ein 0:10 (!) in Neugersdorf mit einer Verlegenheits-Elf. Grund: Sieben Stammspieler sind in der Elektronik-Firma von Präsident und Hauptsponsor Michael Halung angestellt, mussten an diesem Tag einen Eil-Auftrag des Unternehmens erledigen.
"Bitter, aber das war eine Sonder-Situation", sagt Reich, "wir träumen ohnehin nicht von der Regionalliga, dafür fehlt uns die Infrastruktur. Wir trainieren dreimal die Woche auf einem Hartplatz, sind verglichen mit den anderen Spitzenteams eine Hobby-Truppe." Weiter oben mitspielen wollen die Thüringer trotzdem. Und Lok richtig ärgern.
Steffen Enigk