Lok gewinnt Oberliga-Spitzenspiel beim FC Eisenach 4:1 / Neues System und zwei Treffer in Unterzahl
Eisenach/Leipzig. Es war die passende Antwort auf das Heim-0:1 gegen den VfL Halle, auf alle Zweifler, die dem Team mangelnden Charakter unterstellt hatten. Am Sonnabend meldete sich der 1. FC Lok mit einem 4:1 (2:1)-Erfolg beim FC Eisenach eindrucksvoll im Oberliga-Aufstiegskampf zurück. "Ich bin stolz auf die Jungs", sagte Kapitän Markus Krug, "die Mannschaft hat ein komplett anderes Gesicht gezeigt, die beste Saisonleistung abgeliefert, erstmals souverän gewonnen - und das in Unterzahl beim bisherigen Tabellenzweiten."
Heiko Scholz hatte reagiert, sein System umgestellt. Der Trainer vertraute einer Dreier-Abwehrkette, einem Fünfer-Mittelfeld und zwei Spitzen. Der Mut zum Risiko, zur Offensive wurde schon nach drei Minuten belohnt: Gianluca Marzullo staubte zum 0:1 ab. Auch nach dem Ausgleich durch Toni Jurascheck (13.) spielte Lok, angetrieben vom überragenden Andy Wendschuch, weiter konsequent nach vorne. Der Regisseur zog nach einer Ecke aus 20 Metern ab, sein abgefälschter Ball schlug unhaltbar zur erneuten Gäste-Führung ein (32.).
Selbst ein Ausraster von Marcel Trojandt - der Außenverteidiger sah nach einem groben Foul zunächst Gelb, unmittelbar danach wegen Meckerns Gelb-Rot (44.) - brachte die Leipziger nicht aus der Fassung. "Jetzt erst recht, haben wir uns in der Kabine geschworen", erzählte Krug, "und keine Eisenacher Chance mehr zugelassen. Ich hatte sogar das Gefühl, dass nicht wir einen Mann weniger auf dem Platz hatten, sondern der Gegner."
So machte ein Lok-Doppelschlag kurz nach der Pause alles klar. Djamal Ziane spritzte an der Mittellinie in einen Fehlpass, zog davon und traf (49.), Damian Paszlinski erzielte nach einem Latten-Kopfball von Sebastian Zielinsky das 1:4 (53.).
Aufsteiger FC Eisenach wirkte überfordert, der neuen Erwartungshaltung nicht gewachsen. Der Oberliga-Knüller hatte 1658 Besucher angelockt, darunter 356 Lok-Fans - Saisonrekord. Mehr Zuschauer waren zuletzt 1983 ins Stadion der Thüringer gekommen. "Dieses Spiel war definitiv eine Nummer zu groß für uns", gestand Coach Daniel Reich, "unsere Körpersprache war katastrophal, wir kamen nie in die Partie. Lok hat uns früh attackiert, war taktisch glänzend eingestellt und sehr clever."
Heiko Scholz hörte das gerne. Er konnte durchatmen. "Endlich haben wir uns mal für unseren riesigen Aufwand belohnt", meinte der Lok-Trainer, "wir sind nach diesem wichtigen Sieg wieder oben dran und haben noch ein Nachholspiel." Eine gute Hinrunde habe seine Mannschaft zwar nicht geboten, "aber wenn wir jetzt zu Hause gegen Erfurt II nachlegen, besitzen wir alle Chancen".
Steffen Enigk