Mit der Wiederbelebung des 1. FC Lok Leipzig nach der Jahrtausendwende setzten seine Anhänger eine einzigartige und weit über 100-jährige Fußballtradition fort. Gründerväter des Vorgängervereins VfB Leipzig hoben 1900 in der Messestadt den Deutschen Fußball-Bund mit aus der Taufe. 1903 wurde der VfB erster Deutscher Fußballmeister. Darauf folgten zwei weitere Meistertitel und ein DFB-Pokalsieg. Zu DDR-Zeiten behielt der Verein seine Heimat im Bruno-Plache-Stadion und erweiterte ab 1966 die Traditionslinie als 1. FC Lokomotive Leipzig - Gut zwei Jahrzehnte lang ein Symbol für attraktivsten Offensivfußball und außergewöhnliche Erfolge. Vier FDGB-Pokalsiege und drei Vize-Meisterschaften in der DDR stehen dabei zu Buche. Klassespieler wie Henning Frenzel, René Müller, Ronald Kreer, Frank Baum, Uwe Zötzsche, oder Dieter „Zwecke" Kühn - um nur einige zu nennen - haben diese Ära geprägt.
Unvergessen bleiben dank ihnen und enthusiastischen Anhängern denkwürdige Europapokal-Abende etwa gegen den FC Barcelona, SSC Neapel, AC Mailand, Tottenham Hotspurs oder Benfica Lissabon, die ihren krönenden Höhepunkt im Frühling 1987 fanden. Vor gut 120.000 elektrisierten Zuschauern im Zentralstadion bezwang Hans-Ulrich Thomales Mannschaft Girondins Bordeaux im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger im Elfmeterschießen. Sie sollte erst im Finale von Athen in Ajax Amsterdam um Marco van Basten und Frank Rijkaard ihren Meister finden.
Nach der Wiedervereinigung firmierte der Verein erneut als VfB Leipzig, stieg 1993 sensationell in die Bundesliga auf und spielte später bis 1998 in der 2. Liga. Insolvenz und Auflösung des VfB brachten die Traditionslinie jedoch an den Scheideweg. Hunderte Nachwuchs-Talente standen kurz davor, ihre Heimat zu verlieren. Denn, egal ob in Blau-Weiß oder Blau-Gelb, seit Jahrzehnten erfährt die Probstheidaer Talentschmiede deutschlandweit größte Wertschätzung. Olaf Marschall, Frank Rost, Bernd Hobsch, auch Clemens Fritz, die heutige Weltmeisterin Babett Peter, nicht zuletzt René Adler und zahllose weitere spätere Profis und Nationalspieler lernten in über 40 Jahren in der Lok- / VfB-Schule.
Der Neuanfang hauchte dem 1. FC Lok ein zweites Leben ein. Heute trainieren wieder über 250 Kinder und Jugendliche aus den unterschiedlichsten Nationen in den Nachwuchsteams auf dem Trainingsgelände in Probstheida und träumen davon, einmal in die Fußstapfen berühmter Vorbilder vergangener VfB- und Lok-Tage zu treten.
Das Zugpferd ist und bleibt die erste Herrenmannschaft. Mehr als 5.000 Fans waren 2004 bei strömendem Regen zu ihrem ersten Pflichtspiel überhaupt gepilgert, bald stellten 12.421 gegen Eintracht Großdeuben einen Besucherweltrekord der untersten Spielklasse auf, ehe Rekordnationalspieler Lothar Matthäus für den 1. FC Lok noch einmal seine Schuhe schnürte. Gleichwohl bleiben außergewöhnliche Freundschaftsspiele gegen Hertha BSC, Athletic Bilbao, FC United of Manchester, Werder Bremen und Bayer Leverkusen in Erinnerung. Auch von dieser einmaligen Euphoriewelle getragen, stieg das Team unter Trainer Rainer Lisiewicz ohne Zwischenstopp von der 3. Kreisklasse hinauf bis in die NOFV-Oberliga Süd. Als absoluter Neuling spielten die Blau-Gelben in der Saison 2008/09 lange sogar um den Aufstieg in die Regionalliga mit, mussten sich in einem spannenden Schlussspurt jedoch dem ZFC Meuselwitz geschlagen geben und kamen schlussendlich auf einem tollen Bronze-Rang ein. In den beiden folgenden Saisons kam die Loksche unter den Trainern Jörg Seydler, Uwe Trommer, Achim Steffens und Mike Sadlo auf die Plätze zwölf und acht. Mit Willi Kronhardtgelang 2012 der Aufstieg in die Regionalliga. Mit dem neuen Coach Marco Rose wurde im ersten Jahr der elfte Platz erreicht. Trotz einer beeindruckenden Aufholjagd und einer Serie von sieben ungeschlagenen Partien, ging es mit Heiko Scholz, der im Oktober 2013 das Amt des CHeftrainers übernahm, 2014 wieder runter die Oberliga.
Erfolge des 1. FC Lok / VfB Leipzig
Deutscher Meister 1903, 1906, 1913
Deutscher Pokalsieger 1936
(DDR-) FDGB-Pokalsieger 1976, 1981, 1986, 1987
Deutscher Vize-Meister 1911, 1914
DDR-Vize-Meister 1968, 1986, 1988
Finalist im Europapokal der Pokalsieger 1987 gegen Ajax Amsterdam
Halbfinalist im UEFA-Cup 1973/74 gegen Tottenham Hotspurs
Bundesliga-Aufstieg 1993 (Männer), 2011 (Frauen)
Oberliga-Aufstieg 2008
Bezirksmeister Leipzig 2007
Bezirkspokalsieger Leipzig 2006, 2007
Stadtpokalsieger Leipzig 2005
Collage: Guido Schröter